Interview mit Martin Richter

Interview mit Martin Richter vom Browsergame Oil Imperium

Browsergames werden bei immer beliebter: Wir schauen hinter die Kulissen eines Retro-Spieleentwicklers aus Leipzig.

 

Wie kommt man auf die Idee ein Browsergame zu entwickeln?

In dem man lange aktiv bei anderen Spielen mitspielt und feststellt, dass da doch noch eine (Genre)-Lücke ist, die man belegen kann. Zudem hat unser Team ohnehin eine hohe Affinität zu Spielen und die Kreativität des Einzelnen konnte nun miteinander kombiniert werden, um etwas zu schaffen, was uns Spaß macht und Anderen Freude bereitet.

Was spielen Sie am liebsten privat an PC oder Konsole?

Ich bin Racefreak! Ich spiele leidenschaftlich gern „GT4“ aus dem Hause Polyphony und „DTM Race Driver“ von Codemasters auf der PS2. Sollte mal die Konsole überhitzen, manage ich auch sehr gern mal einen Fußballverein bei Fußballmanager 20xx von EA Sports. Erfreulicherweise habe ich aus beruflichen Gründen die Möglichkeit, mir alles einmal anzuschauen. Das kommt zwangsläufige auch Oil Imperium zugute.

Wie viele Leute arbeiten derzeit an Oil Imperium?

3 feste Mitarbeiter. Zudem greifen wir gern auf Freelancer für Teilbereiche, wie etwa Flashgames zurück.

In den 80er-Jahren gab es eine wahre Flut an Spielen rund ums Öl: Oil Tycoon. Oil Barons. Black Gold. Orientiert ihr euch an diesen Klassikern?

Ja auf jeden Fall. Wobei wir uns eher an unserem Vorbild Oil Imperium orientieren. Das ist der eigentliche Klassiker. Black Gold ist im Prinzip nur der englische Titel von Oil Imperium. Alles andere sind Remakes oder Begleiterscheinungen. Dennoch lohnt es sich, diese auch einmal anzuspielen. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch gefährlich, sich so stark an den Klassikern zu orientieren, denn die Zeit in der sie erfolgreich waren liegt sehr lange zurück. Der Anspruch und das Spielverhalten der Spieler hat sich rundum verändert. Dem versuchen wir durch neue Features gerecht zu werden, ohne den Charakter des Klassikers zu verwischen.

Was unterscheidet Oil Imperium von anderen Browsergames?

Oil Imperium ist ganz klar auf Retro ausgelegt und richtet sich in erste Linie auch an die Spieler, die vom Original auf dem C64/Amiga nicht genug bekamen. Selbstverständlich hat auch Oil Imperium Spielelemente, die der heutigen Zeit Rechnung tragen und die Casual Gamer anspricht. Der Unterschied zu anderen Browsergames ist das Thema: Klassiker / Retro. In diesem Genre gibt es wenige vergleichbare Spiele. Zudem legen wir großen Wert auf die Grafik des Spiels. Oil Imperium ist im Gegensatz zu den meisten vergleichbaren Wirtschaftssimulation sehr grafiklastig, kommt aber ohne Tabellen natürlich auch nicht aus.

Richtet ihr euch eher an Einsteiger oder gewiefte Profis?

Es ist sicherlich für Einsteiger, wie auch für Profis geeignet. Das Gameplay ist darauf ausgelegt, dass man als Spieler langsam anfängt und mit zunehmender Spieldauer erhöht sich der Schwierigkeitsgrad, wenn man es als Spieler möchte. Für Profis ist der Einstieg vielleicht etwas zu einfach, aber dafür werden sie nach einer gewissen Spieldauer vor echte Hürden und vor kniffligen Strategiefragen gestellt.

Auf welches Feature seid ihr besonders stolz?

Auf unsere Flash Minigames! Damit haben wir den direkten Bezug zum Original und es erhöht den Spaßfaktor und Schwierigkeitsgrad des Spiels an sich ungemein.

Ihr werbt mit diesen „Minigames“. Was verbirgt sich dahinter?

Es handelt sich dabei um kleine Zusatzfunktionen, die die Oil Imperium Fans, wie auch die neuen Öl Barone entzücken wird, denn wir legen damit einen elementaren Spielbestandteil des Originals neu auf. Es gibt 3 Versionen davon.
Einmal „darf“ der Spieler bei Rohölverkauf…Pipelines auf Zeit und/oder gegen einen Computergegner verlegen.
Das zweite Spiel hat mir der Bohrung von Ölquellen zu tun. Der Spieler muss einen Bohrkopf per Tastaturkommandos im Lot halten, damit die Bohrung auch erfolgreich sein wird. Eine Joystick-Version ist auch schon angedacht für alle C64 Freaks.
Schlussendlich haben wir Red Adair wieder aufleben lassen. Bei diesem Minigame löscht der Spieler seine Ölquellen bei einem Feuer mit Geschicklichkeit und Geduld selbst. Faszinierend und aufregend zugleich!

Abseits der Rohstoffgewinnung und Erforschung von neuen Techniken gibt es auch Sabotage und Geheimdienstaktivitäten. Wie sieht das konkret aus?

Es handelt sich ja um ein Multiplayerspiel. Dabei hat die Interaktion zwischen den Spielern für uns eine sehr große Bedeutung. Die Spieler erhalten die Möglichkeit, ihre Wettbewerber im Kampf um das Öl einerseits auszuspionieren und andererseits sich zu schützen vor etwaigen Aktivitäten auf sich selbst. Dabei kann der Spieler wählen, ob er militärische, oder wirtschaftliche Informationen erhalten möchte. Wir messen im Übrigen der Wirtschaftsspionage und ~sabotage einen höheren Stellenwert bei, als militärischen Aktionen, die jedoch unumgänglich sind nach einer bestimmten Spieldauer.
Der Reiz des Verbotenen macht auch nicht vor Oil Imperium halt und deshalb kann der Spieler einen anderen Spieler Geld rauben, die Rohstofftanks sabotieren, die Rohstoffförderung oder Veredelungsproduktion stilllegen usw. Man darf sich halt nur nicht erwischen lassen, denn andere Spieler warten nur darauf jemanden eins auszuwischen und „anzuschwärzen“! Prinzipiell gibt es für jede Aktion (Spionage, Sabotage) entsprechende „Firmen“ und zudem auch spezielle Mitarbeiter im Unternehmen, die diese Aufgaben nach Aufforderung ausführen.

Welche Möglichkeiten der Diplomatie und Allianzen gibt es?

Es wird demnächst die Möglichkeit geben Allianzen in Form von Konzernen geben. Dabei schließen sich mehrere Unternehmen zu einem Gebilde zusammen und können versuchen, mehr Macht, Geld, Einfluss zu erreichen. Ein Konzern wird über die Möglichkeit verfügen Rohstoffpreise zu manipulieren. Wie das geht wird natürlich nicht verraten, aber es geht! Außerdem sitzen die Aufsichträte eines Konzerns in der WOA (World Oil Association), einer Organisation, die über Recht und Unrecht in Oil Imperium entscheidet. Ein Aufsichtsrat ist ein gewählter Vertreter eines Konzerns mit der Aufgabe, diesen zu lenken. Die Diplomatie entsteht zwangsläufig durch die Notwendigkeit, sich bei Manipulationen und Konzernübergreifenden Auseinandersetzungen zu verbünden und Absprachen zu treffen. Im Gegenzug ist es natürlich an den Anderen, sich ebenfalls genauestens über die Absichten im Klaren zu sein. Erfolg und Misserfolg liegen so nah beieinander, dass es viel Fingerspitzengefühl und Freunde braucht, um der Oil Tycoon zu werden, denn das ist das Ziel.

Wie lange läuft ein Spiel und wie viel Zeit muss ich täglich investieren, um erfolgreich zu sein?

Das Spiel hat kein vorgesehenes Ende. Das Ziel: „Oil Tycoon“ setzt so gesehen ein Ende, bedeutet aber nicht, dass es damit nicht weitergeht für den Einzelnen und auch für alle Anderen.
Die erforderliche Zeit beträgt in etwa 30 – 40 Minuten pro Tag, wobei man dann halt wissen muss, wann der richtige Zeitpunkt zum Einloggen ist. Durchschnittlich wird der Spieler wohl mit etwa 5-6-Stunden in der Woche rechnen können.