Ostergedichte

Was wäre Ostern ohne die vielen Ostergedichte?

Ostergedichte gibt es wirklich viele. Gedichte von großen und bekannten Meistern der Dichtkunst, auch Gedichte von Kindern für den Osterhasen.

 

Schon Goethe rezitierte in seinem Faust über einen Osterspaziergang, selbst Heinz Erhardt verfasste ein Gedicht zu Ostern und nannte es: „Ein Ostergedicht“. So kann man viele, viele Dichter aufzählen, doch dies würde diesen Rahmen unendlich sprengen. Und, Hand aufs Herz, was wäre Heute Ostern ohne Gedichte? Ostern ohne ein Gedicht wäre doch wie Pflaumenkuchen ohne Schlagoberst oder wie Sommer ohne Sonne!

Auch ich musste als Kind, ja, damals war es eine lästige Pflichtübung, jedes Jahr zu Ostern eine Gedicht auswendig lernen und dann im trauten Kreis der Familie am Ostersonntag vortragen. Wie haben wir Kinder dieses gehasst. Schon Wochen vorher meckerten wir ständig herum, doch Mutter lies sich nicht erweichen, und es kam wie es kommen musste, am Abend vorher saßen wir mit hochroten Kopf im Bett und büffelten noch unser Ostergedicht.

Dann der Ostersonntag am frühen Morgen. Frisch gebadet, sonntäglich angezogen, entweder in weiße Strumpfhosen oder, wenn es wärmer war, weiße Kniestrümpfe, standen wie die Orgelpfeifen einträchtig vereint, vor der versammelten Großfamilie, ohne großes Gedränge und Geknuffe, und trugen unsere Gedichte vor. Selbstverständlich wurde jeder Versprecher mit einem verzweifelten leisen Kichern honoriert, nicht zu schlimm, dann man war ja selber gleich noch dran. Diejenigen Töchter allerdings, wir waren derer fünf, die die Kür schon hinter sich hatten, leisteten sich dann jedoch ein lauteres Kichern, fast schon ein hämisches Lachen und die Mutter schickte stets böse Blicke zur Strafe.

„Der Osterhas, der Osterhas…“ begann ich, und kam ins stocken, ja, an diese Schmach erinnere ich mich noch heute. Jenes Jahr, ich war gerade im zarten Alter von 11 Jahren, und hatte doch tatsächlich alles, alles vergessen. Aufgeregt begann ich noch einmal, aber weiter mit dem Gedicht kam ich nicht. Auch diesmal blieb ich beim zweiten Hasen stecken. Die Aufregung übertrug sich auf meine Gliedmaßen. Wohin plötzlich mit Beinen und Händen und Armen. Puterrot hoffe ich darauf, dass sich der Fußboden auftun würde um mich zu verschlingen. Doch diesen Gefallen wurde mir nicht gewährt. Nun muss ich dazu sagen, dass nach erfolgreichen Gedichte aufsagen zu Ostern wir unsere Osternester suchen durften. Namen waren keine angebracht an den Nestern, sie wurden zugeordnet, indem man sich das Gedicht durchlas, denn in jedem lag eine Abschrift des jeweils vorgetragenen. So fand dann das passende Kind zum passenden Ostergedicht. Bekam ich diesmal kein Osternest, wenn ich es nicht schaffte das Gedicht aufzusagen?

Schluchzend rannte ich davon und versteckte mich unter dem Bett. Nachdem mich meine Schwestern gefunden hatten, schwer war es nicht, sie brauchten ja nur dem steinerweichenden Weinen zu folgen, zog mich meine Mutter am Arm aus meinem Versteck. Sie nahm mich in den Arm und trug nun an meiner statt mein Gedicht vor, und, oh Wunder, nach dem zweiten Osterhas fiel ich in die Strophe mit ein und rezitierte dann doch noch, gemeinsam mit meiner Mutter, mein Gedicht zu Ostern.